DREIFALTIGKEITSSONNTAG

 

Evangelium nach Johannes (3,16-18)

 

Zu allen Zeiten haben Menschen sich Fragen über Gott gestellt. Wer ist er? Wie steht Gott zu uns? Was erwartet er von uns? Und wenn er etwas von uns erwartet, dann können wir doch nicht so leben, als ob es ihn nicht gibt. Dann müssen wir doch anders leben, als diejenigen, die nicht an Gott glauben. Wer ist Gott für uns? Welche Bedeutung hat er für unser Leben?

Jesus von Nazareth hat auf diese Fragen eine Antwort gegeben. Dabei hat er Begriffe und Bilder verwendet, wie: „Gott als Vater“, „Gott im Sohn“, „Gott als Hl. Geist“. Das waren Bilder und Begriffe aus der Hebräischen Denkwelt. Später, als das Christentum sich im römischen Reich verbreitet hat, ja sogar zu einer Staatsreligion geworden ist, wurden diese Aussagen über Gott in das Griechische Denken übersetzt. Dadurch bekam das Sprechen über Gott andere Schwerpunkte. Man betonte nicht mehr so sehr die Bedeutung von Gott für uns, sondern man versuchte mit Hilfe philosophischer Begriffe zu sagen, wer Gott - seinem Wesen nach - ist. Verschiedene Konzilien haben sich damit beschäftigt, bis man im Konzil von Konstantinopel (381 n. Chr) meinte alles in einer Lehre der sgn. „Dreifaltigkeit“ zusammenfassen zu können. Ein Gott in drei Personen: Vater, Sohn und Geist, wobei alle diese Begriffe eine andere Bedeutung hatten, als wir sie heute verstehen. Eine zeitgebundene Glaubensformulierung also. Aber wer von uns kann sich unter „Dreifaltigkeit“ etwas vorstellen? Andere Weltreligionen wie Islam und Judentum werden deswegen uns Christen vor, wir glauben an drei Götter.

Der größte katholische Theologe des 20. Jh., Karl Rahner, meinte: Wenn das Dogma über die Dreifaltigkeit aus dem christlichen Glauben verschwinden würde, würde das im Leben der Christen nichts ändern! Er prangert das falsche Verständnis an. Wir müssen das, was man damals mit „Dreifaltigkeit“ gemeint hat, neu, in unserer heutigen Sprache formulieren.

Gerade in den heutigen biblischen Lesungen aus dem Buch Exodus und aus dem Johannesevangelium finden wir Aussagen, die uns dabei helfen können. Hier teilt Gott sich selbst mit als einer, der für uns da ist: „Ich bin da' - voll Liebe und Erbarmen. Ich habe Geduld, meine Güte und Treue sind grenzenlos.“ Gott vergleicht sich hier mit einer Mutter/einem Vater, die/ der sein ängstliches Kind in die Arme nimmt und sagt: Du brauchst keine Angst zu haben, ich bin da. Ich stehe zu dir, bedingungslos.“ So ist Gott. So steht er zu uns. Das ist seine Bedeutung für uns.

Und damit das noch deutlicher wird, hat Gott Jesus gesandt, der Gott seinen „lieben Vater“ nannte, also sich wie sein Sohn fühlte und auch zu uns sagte: „Ihr seid Kinder Gottes, also seine Söhne und Töchter.“ Es geht hier nicht um eine physische Abstammung, sondern um eine qualitative, sehr intensive Beziehung zu Gott, um eine Verbundenheit, eine Einheit mit Gott, die Jesus für uns alle wünscht.

Und auch nach Jesus will Gott diese Beziehung zu uns weiterhin lebendig halten durch seine Geisteskraft, die in unserem Herzen und in unserem Gewissen wirkt - wie wir es zu Pfingsten gehört haben.

Gott ist also vielfältig/bzw. ‚dreifaltig‘ in unserem Leben anwesend und erkennbar, erfahrbar. Er steht wie ein Schöpfer-Vater, der uns liebt über uns. Er zeigt sich in Jesus, der seine Beziehung zu Gott als eine Sohn-Beziehung verstand, als ein Gott-mit-uns. Und er ist ein Gott-in-uns, der mit seiner Geisteskraft auf und in uns wirkt. Unsere Beziehung zu Gott, unsere Erfahrung von Gott  ist dreifaltig. Diesem Gott verdanken wir unser Leben, er ist in Jesus auf uns zugekommen, und ist auch jetzt in unserem Leben wirksam anwesend. An diesen Gott glauben wir. Ein Gott, der uns unbedingt angeht! Das ist seine Bedeutung für uns.

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